
Die Wirbelsäule
„Rückgrat zeigen“ ist ein bekanntes Sprichwort, das für Standhaftigkeit und Haltung steht. In diesem Kontext widmen wir uns jedoch der anatomischen Struktur der Wirbelsäule, die als zentraler Bestandteil des Rückgrates fungiert und das Fundament unseres Körpers bildet.
Aufbau der Wirbelsäule
Die Wirbelsäule (columna vertebralis) ist die knöcherne Struktur der Wirbeltiere, die das Rückenmark umgibt und als Stütze für den Kopf sowie als Verbindung zum Becken und den unteren Extremitäten dient. Sie setzt sich aus verschiedenen Abschnitten zusammen: der Halswirbelsäule (HWS) mit sieben Wirbelkörpern, der Brustwirbelsäule (BWS) mit zwölf Wirbelkörpern, der Lendenwirbelsäule (LWS) mit fünf Wirbelkörpern, dem Os Sacrum (Kreuzbein) mit fünf verknöcherten Wirbelkörpern und dem Os Coccygis (Steißbein) mit 3-5 verknöcherten Wirbelkörpern.
Die Wirbelkörper sind gelenkig miteinander verbunden, wobei zwischen ihnen Bandscheiben (discus intervertebralis) liegen, die vom zweiten Halswirbel bis zum Übergang am Sacrum insgesamt 23 Stück umfassen und nach unten hin an Dicke zunehmen. Die Struktur der Wirbelsäule ist so gestaltet, dass die Wirbelkörper im unteren Abschnitt dicker sind als im Halsbereich, um das Gewicht besser zu tragen. Die doppelte S-Form der Wirbelsäule ermöglicht eine effektive Stoßdämpfung: Die HWS ist nach vorn (Lordose) und die BWS nach hinten (Kyphose) gekrümmt, während die LWS erneut eine Biegung nach vorne aufweist. Das Kreuz- und Steißbein zeigt eine kyphotische Stellung.
Das Rückgrat, das wir bei Menschen sehen, besteht aus den sichtbaren und tastbaren Dornfortsätzen der einzelnen Wirbelkörper.
Aufbau der Wirbelkörper
Die Wirbelkörper der verschiedenen Abschnitte der Wirbelsäule haben unterschiedliche Formen, sind jedoch im allgemeinen Aufbau ähnlich. Ein kompakter Wirbelkörper wird von einem knöchernen Wirbelbogen umschlossen. Der erste Wirbelkörper (Atlas) bildet eine Ausnahme, da er keinen Wirbelkörper besitzt und zusammen mit dem Dens des zweiten Wirbelkörpers eine funktionelle Einheit bildet.
Die Wirbelbögen bilden die schützende Hülle für das Rückenmark und seine umgebenden Häute. Zwischen den Wirbelkörpern befinden sich Bandscheiben, die als unechte Gelenke (Symphysen) fungieren und aus einem äußeren Faserknorpelring sowie einem gallertartigen Kern bestehen. Diese Strukturen ermöglichen Beweglichkeit und dämpfen Bewegungen, Drücke und Stöße. Seitlich und rückwärtig sind knöcherne Ausbildungen, die Quer- und Dornfortsätze, vorhanden. Gelenkflächen an den seitlichen Flächen der Wirbelkörper bilden Facettgelenke. Im Hals- und Brustwirbelsäulenbereich sind die Rippen gelenkig mit den kompakten Wirbelkörpern verbunden. An den Dornfortsätzen setzen Bänder und Muskeln an.
Bänder der Wirbelsäule
Die Wirbelsäule wird durch sechs Bandstrukturen stabilisiert, die gleichzeitig Bewegung ermöglichen:
- Das vordere Längsband (ligamentum longitudinale anterior) erstreckt sich von der Halsregion bis zum Becken an der Vorderseite der Wirbelkörper.
- Das hintere Längsband (ligamentum longitudinale posterior) verläuft an der Rückseite der Wirbelkörper und kleidet den vorderen Bereich des Wirbelkanals aus.
- Die gelben Bänder (ligamenta flava) befinden sich zwischen den einzelnen Wirbelbögen.
- Das über die Dornfortsätze verlaufende Band (ligamentum supraspinale) hat eine stabilisierende Funktion.
- Feste Bänder verbinden die Querfortsätze (ligamenti intertransversaria) und die Dornfortsätze (ligamenti interspinalia).
Die Stabilität der Wirbelsäule wird durch die Unterstützung der Muskeln gewährleistet, die in den folgenden Abschnitten behandelt werden.
Bewegung in der Wirbelsäule
Die Wirbelsäule ermöglicht neben der Flexion (Vorbeugen) auch die Extension (Rückbeugen), Seitneigung (Lateralflexion) und Rotation. Die Bewegungen sind in den einzelnen Abschnitten, im unterschiedlichen Ausmaß, möglich.
Erkrankungen der Wirbelsäule
Da es in diesem Beitrag eher um den Aufbau der Wirbelsäule geht, werden Erkrankungen des Systems auch nur global angesprochen. In weiteren Beiträgen werden die einzelnen Abschnitte noch einmal genauer unter die Lupe genommen und dort auch über die möglichen Erkrankungen genauer eingegangen.
Wie bei allen knöchernen Strukturen können an der Wirbelsäule durch Unfälle, Frakturen entstehen, die bis hin zu einer Querschnittslähmung führen können, wenn das Rückenmark betroffen oder geschädigt wird.
Des Weiteren kennt man die Verschleißerscheinungen der Symphysengelenke zwischen den Wirbelkörpern, die sogenannten Bandscheibenvorwölbungen bzw. Bandscheibenvorfälle (Protrusion bzw. Prolaps).
Wie bei anderen Körperteilen und Gelenken gibt es auch an der Wirbelsäule entzündliche Erkrankungen (z.B. Morbus Bechterew), angeborenen Erkrankungen oder Fehlbildungen wie Spina bifida occulta oder Spina bifida aperta, erworbene Deformitäten, Instabilitäten und Verschleißerscheinungen.
Wie bereits erwähnt, werden wir in weiteren Beiträgen noch einmal speziell über Erkrankungen der Wirbelsäule schreiben.
Fazit
Wie auch alle anderen menschlichen Körperteile bietet die Wirbelsäule eine Menge an Potential durch Fehl-/ Überbelastung zu erkranken.
Wir vom Physiowerk Soest bieten Ihnen hierzu eine Menge an unterschiedlichen Therapiemöglichkeiten, um vorbeugend, aber auch im Krankheitsfall, Ihrem Körper unterstützend zur Seite zu stehen.