
Das Lymphsystem
Alles im Fluss?
In diesen Blockbeitrag geht es um das Lymphsystem, seine Bedeutung, die Wichtigkeit der manuelle Lymphdrainage und die Folgen bei Nichtbeachtung.
Anatomie
Das Lymphsystem ist eines der wichtigsten Systeme welche eine große Bedeutung in der Unterstützung unseres Immunsystems darstellt. Es bezeichnet ein zum Blutkreislauf parallel laufendes Gefäßsystem, welches für die Reinigung des Körpers im Zwischenzellraum zuständig ist. Die Lymphflüssigkeit gelangt mit dem normalen Blutkreislauf (dem arteriellen Blut) zu seinem Bestimmungsort, dem interzellulären Raum. Dieser Austausch basiert auf einem kolloidosmotischen Druck, dass heißt, das Eiweiß vorhanden sein muss, welches das Wasser anzieht. Und genau darin liegt der wichtige Faktor. Man könnte der Meinung sein das dieses „Reinigungswasser“ nun auch wieder über den venösen Kreislauf zurückgelangt. Da die Lymphflüssigkeit jedoch dann eiweißhaltig ist und die Eiweißmoleküle nicht durch die Wände der Venen passen, kann die Lymphe auch nur über das Lymphsystem abtransportiert werden.
Dieses System besteht in erster Linie aus ganz feinen Gefäßen, welche den gesamten Köperdurchziehen. Innerhalb der Gefäße befinden sich die sogenannten Lymphknoten, welche als Filter für die mitgenommenen Abfallstoffe fungieren. Auf seinem Weg zurück muss die Lymphflüssigkeit mindestens drei dieser Knotenpunkte passieren, um nach einem Sammelgefäß im Bauchraum dann gereinigt wieder dem normalen Körperkreislauf, kurz vor dem Herzen zugefügt zu werden.
Zu dem Lymphsystem gehören jedoch noch eine Anzahl von Organen, welche eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr und der Rückgewinnung von Eiweißen beteiligt sind. Dazu gehören die Milz, Thymus (lymphatische Organ im oberen Brustraum), Mandeln, Appendix und Peyer Plaques (lymphatisches Gewebe im Dünndarm), welche für die Reifung und Produktion von Immunzellen wichtig sind.
Für den Abbau und Wiederaufbau von Eiweißen besitzt der Körper dann ein eigenes ausgeklügeltes System, welches ebenfalls wichtig bei dem Erhalt unser Gesundheit ist.
Als letztes ist noch wichtig zu erwähnen das unser Lymphsystem am Transport von Fetten aus dem Verdauungstrakt beteiligt ist.
Funktionsweise…
Wie bereits erwähnt gelangt das „Reinigungswasser“ mit dem normalen arteriellen Blut bis in den Intrazellulären Raum. Dabei wird Flüssigkeit aus dem Blutplasma durch die Kapillare ins Gewebe filtriert. Diese Flüssigkeit ist dort bestimmt, um Stoffwechselprodukte etc. mit in die Lymphkapillare zu nehmen, welche dort beginnen. Sie besitzt in sich Fette, Proteine und Abwehrzellen. Nach der Aufnahme in die Lymphkapillare fließt die Lymphe durch ein Netzwerk von größer werdenden Lymphgefäßen, ähnlich wie beim Blutkreislauf. Dabei werden die Lymphe und ihre Bestandteile zu den Lymphknoten geleitet in welchen sich Fresszellen und Lymphozyten befinden durch welche die Lymphe von Bakterien, Viren, Zellresten und anderen Schadstoffen gereinigt wird. Auf ihrem Weg zurück zum normalen Kreislauf muss die Lymphe mindesten drei Lymphknoten passiert haben, um genügend gereinigt zu sein. Danach fließt sie zu den großen Lymphsammelstellen, dem ductus thoracicus und dem dutus lymphaticus, welche sich im unterem Thoraxbereich befinden. Von den Sammelstellen aus fließt die gereinigte Lymphe dann durch den linken Venenwinkel in Nähe des Schlüsselbeines, dem Blutkreislauf zu und wird dann über die Nieren ausgeschieden.
Nun wird sich ein jeder fragen, warum das Wasser nicht direkt in den venösen Kreislauf gelangt und ausgeschieden wird. Berechtigt, aber wie aufgeführt ist Lymphe mit Bakterien und Viren und anderen Abfall-/Schadstoffen belastet und würde so über den Blutweg nur im gesamten Körper verteilt werden. Des Weiteren und das ist der Wichtigste Unterschied zu anderen Körperflüssigkeiten, enthält die Lymphe Eiweißstoffe, welche nicht durch die Wände der venösen Gefäße passen. Hier liegt auch häufig der Fehler in der Gabe von Diuretikern. Es mag ja zunächst richtig sein das Gewebe mit Wasserentziehenden Mitteln zu entlasten, jedoch wenn es sich um ein Lymphöden handelt, führt dies dazu, dass die Eiweißmoleküle im Gewebe liegen bleiben. Dies führt zum einem dazu, dass sich wieder mehr Wasser im Gewebe ansammelt, da Eiweiß die Eigenschaft besitzt Wasser zu binden und auf Dauer führt Eiweiß zu Gewebeschädigungen.
Diagnose, Arten…
Um ein Lymphödem genau zu diagnostizieren ist der Gang zu einem Facharzt (Lymphologe, Angiologe; Gefäßchirurg) unabdingbar. Bei unklarer Gewichtszunahme, schweren Beinen und oder Armen, bei Umfangsvergrößerung an Extremitäten, Hautveränderungen und Spannungsgefühl, sollte der Arzt aufgesucht werden.
Bei unklarer Lage kann dieser mit verschiedenen Untersuchungen und ggf. mit einem bildgebenden Verfahren eine genaue Diagnose stellen. Diese ist notwendig, um dann gezielt handeln zu können.
Bei Lymphödemen unterscheidet man zunächst die primären und die sekundären. Die primären sind durch eine angeborene Komponente begleitet, das heißt das die Lymphanlage ausgebildet ist und auch funktioniert, es im System jedoch Fehler gibt, welche irgendwann einmal dazu führen können das das Lymphsystem überfordert ist und nicht mehr ausreichend agiert oder aber es auch sofort zu Ödembildung kommt. Beim sekundären Lymphödem führt ein äußerer oder auch ein innerer Einfluss zu einer Ödembildung. Das heißt der Körper versucht zu reparieren und benötigt viel Lymphflüssigkeit und das System ist dann mit dem Abtransport überfordert und es kommt zu einer Ödembildung.
Bei einem primären handelt es sich um eine chronische Erkrankung, welche dann häufig einer stetigen Behandlung bedarf. Das sekundäre kann nach Behandlung und ausheilen der Ursache wieder vollständig ausheilen.
Als heutzutage weitere Formen des Lymphödem kennen wir das Lipolymphödem und das Lipödem.
Bei einem Lipolymphödem führen eine Stoffwechselstörung der Fette dazu, dass Lymphgefäße komprimiert werden und das es dadurch zu einer vermehrten Ansammlung von Gewebewasser kommt.
Beim Lipödem handelt es sich um eine chronische Fettstoffwechselerkrankung mit einhergehender Wasseransammlung. Diese Patienten haben häufig einen längeren Leidensweg hinter sich, da diese Erkrankung noch nicht vollständig verbreitet und anerkannt ist und mit vielen Begleitsymptomen wie Schmerzen, schweren Beinen etc. einhergeht.
Therapie, Prophylaxe…
Generell muss man sagen, dass bei einem diagnostiziertem Lymphödem und bei einem Lipolymphödem nur eine manuelle Lymphdrainage, eine Kompressionstherapie und ausreichende Bewegung zu einer Linderung bzw. zu einer kompletten Ausheilung führen. Zudem können medikamentöse Unterstützungen und eine Ernährungsschulung die Heilung positiv beeinflussen.
Nun fragen Sie sich bestimmt zu Recht, was mit einer elektronischen Lymphdrainage ist?
Aus therapeutischer Sicht muss man sagen, dass es bei Sportlern zur Verbesserung der Regenerationszeit gut eingesetzt werden kann. Ebenso nach der Anwendung der manuellen Lymphdrainage, um nochmals das Ergebnis zu stabilisieren. Ebenso bei leichten lymphatischen Beschwerden. Bei reinen Lymphödemen im fortgeschrittenen Stadium jedoch ist eine manuelle Lymphdrainage unabdingbar.
Fazit…
Bei jeglicher Art von lymphatischen Störungen und bei jedem Verdacht einer lymphatischen Störung ist es notwendig den Gang zum Arzt nicht zu scheuen. Bei einer stehenden Diagnose sollten Sie dann schnellstmöglich einen Therapeuten mit der Qualifikation zur MLD aufsuchen. Dieser wird Sie ausreichend Untersuchen und Sie zudem zu nötigen zusätzlichen unterstützenden Hilfsmitteln und Therapien beraten.
Denn nur ein unbehandeltes Lymphödem führt zu folgeschweren Komplikationen und zu Langzeitschäden.
Wir vom Physiowerk Soest stehen Ihnen natürlich auch gerne mit kompetenten Therpeut:innen in allen Fragen zu lymphatischen Störungen beratend zur Seite. Scheuen Sie sich nicht uns anzusprechen. Je eher, desto besser!!